blip blip bleep

Meine Begeisterung für Chiptunes liegt tief in meiner Kindheit begraben. Ich weiss noch wie ich mal nach Hause kam und diese unglaublich guten synthetischen Klänge im Wohnzimmer vernahm. Nachdem ich erstmal mein Zimmer aufräumen musste um Zugang zu erlangen (Eltern können schon unglaublich fies sein ^^), war es „leider“ nur ein Keyboard. Das Ding machte zwar die schönsten Geräusche, aber mangels Talent nicht die Musik die ich hören wollte.
Doch lange sollte ich nicht auf den Messias warten müssen…

Aber ich glaube ich muss noch ein paar Sachen vorher abklären: Ich bin in den real existierenden Sozialismus geboren worden, welcher sich durch einen eklatanten Mangel an Mikrotechnologie auszeichnete. Es gab 2 selbst hergestellte Computermodelle die inkompatibel, unnütz und teuer waren. Zwar gab es die Möglichkeit schwarz Computer aus dem Westen zu beziehen, aber ein Amiga z.B. kostete doppelt so viel wie ein Trabant-PKW und war so gut wie unerschwinglich (hier ein schöner Artikel dazu beim Spiegel).
Das größte Problem war aber: Ich wusste einfach nichts davon. Klar hatte ich mal einen PolyPlay gesehen aber Heimcomputer waren mir unbekannt.

Anfang der 90er kam die Computerwelle dann aber auch zu uns und meine Eltern mussten mich ständig zu irgendwelchen „Computerkursen“ in Jugendzentren bringen, bei denen man (meist zu zweit) an einen Rechner gesetzt wurde an dem man dann spielen konnte.
Ich hatte dann das große Glück, dass mein Vater genauso begeistert von der Technik war und meine Mutter irgendwie überreden konnte im Allkauf-Zelt einen kompletten C64 zu erwerben. Dieser Kauf hat, so krass das jetzt vielleicht klingt, mein Leben verändert. Ich war 9 Jahre alt und die Brotkiste mit dem Kasettenlaufwerk war mein größter Schatz (den ich heute noch komplett und funktionsfähig besitze).

So, eigentlich sollte es hier ja um Musik gehen, aber irgendwie muss man ja erklären, was für ein Gefühl es damals für mich war diese synthetische, minimalistisch erzeugte Musik zu hören, die der 3-stimmige SID-Chip erzeugte. Natürlich gab es keine Player mit dem man sich einfach Musik anhören konnte, aber es gab abertausende Spiele. Diese waren zwar meist simpel, aber die Spielprinzipe finden sich auch heute wieder zuhauf auf Handys und Flashpiel-Portalen.

Los ging es bei mir also mit dem C64:

Commandos / Music: Rob Hubbard

Turrican / Music: Chris Hülsbeck

Arkanoid / Music: Martin Galway

Kurze Zeit später stieg ich auf 16bit um, den SNES. Das klang dann alles schon geschliffener mit 8 Kanälen und besserer Hardware:

F-Zero – Silence / Music: Yumiko Kameya, Naoto Ishida

Super Mario World – Sub Castle Theme / Koji Kondo

StarFox (bei uns StarWing) – Corneria Theme / Koji Kondo

Und hier mal ein paar meiner aktuellen Lieblings-Artists (nicht Game-related):

Kid Icaris – Triangle Drop

Goto80 – Breakfast

Quarta 330 – Sunset Dub

Chiptune an sich ist keine Musikrichtung, eher eine Art Musik zu machen: Ohne riesigen Produktionsaufand, mit minimalistischen Methoden, auf das reduziert was wichtig ist – Musik. Es ist quasi die Essenz – damals aus technischer Limitierung heraus und heute um dem Überfluss dieser zu entkommen und sich auf die Musik zu konzentrieren.

Ob 8 oder 16bit, ob man Dubstep auf dem Gameboy bastelt, Balladen auf einem gemoddeten SNES komponiert oder gar die alten Tracks live mit Instrumenten auf die Bühne bringt – die Community ist riesig. Es gibt Radiostations, Portale, Foren, Treffen und Festivals weltweit. Selbst Kids von heute, die nicht damit aufgewachsen sind, greifen zum kleinen grauen Handheld und bezaubern uns mit Melodien aus der Retrozukunft.

Ich setz mich jetzt an den Super Nintendo und zocke F-Zero. Wenn ihr jetzt noch ein wenig in der neueren Welt der Chiptunes versinken wollt, empfehle ich euch 8bitcollective, da findet man (wenn auch etwas umständlich) alles was das Pixelherz begehrt.

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